Strategischer Fokus auf Zell-/Modul­technologien

Das Jahr 2018 war für die gesamte Photovoltaik-Industrie wie auch für Meyer Burger sehr herausfordernd. Es begann mit der Ankündigung des US-Präsidenten im Januar, dass erhöhte Importzölle auf PV-Module und Zellen eingeführt werden; und war danach geprägt von einer sich verschärfenden Handelskrise zwischen den USA und China, worunter unzählige Firmen und Industrien weltweit litten. Zudem kündigte die chinesische Regierung am 31. Mai 2018 eine substanzielle Reduktion der Subventionen im Photovoltaik-Bereich an. Trotz des langfristig positiven Ausblicks für die Solarindustrie haben diese Faktoren zu Unsicherheiten geführt und zu einer deutlichen Zurückhaltung unserer Kunden in ihrer Bereitschaft, neue Investitionen für PV-Equipment zu tätigen. Der Markt zeigte erst gegen Ende des Jahres 2018 wieder erste Anzeichen einer Erholung.

Nach dem sehr erfolgreichen und starken Auftragseingang für Meyer Burgers PERC Technologie im Jahr 2017 musste die Gesellschaft im Berichtsjahr feststellen, dass chinesische Kunden tendenziell und sofern möglich, den Schwerpunkt ihrer Einkäufe von PV-Equipment eher auf lokale Anbieter legen. Trotz Meyer Burgers führender Position in Bezug auf «Cost of Ownership» haben die Diskussionen mit unseren Kunden betreffend «Investitionsausgaben (CAPEX) pro GW» zugenommen und dies führt zu einem Preisdruck für Hersteller-Equipment. Gleichzeitig sind die Forderungen nach höheren Durchsatzleistungen gestiegen.

Die Reorganisation des Standorts Thun, die im November 2017 angekündigt wurde, konnte per Jahresende 2018 grösstenteils abgeschlossen werden. Im Verlauf des Jahres 2018 wurde es jedoch immer deutlicher, dass Meyer Burger das Standard-PV-Geschäft insgesamt repositionieren muss. Dies bedeutet eine Verlagerung eines wesentlichen Teils der weltweiten Vertriebs- und Servicefunktionen für diesen Geschäftszweig von Europa nach Asien, insbesondere nach China, um die Kundennähe und Konkurrenzfähigkeit in Bezug auf Kosten zu erhöhen. Dementsprechend hat die Gesellschaft im Oktober 2018 ein Transformations­programm lanciert, das bis 2020 vollständig umgesetzt sein wird.

Strategischer Fokus auf Heterojunction, SWCT™ und Zell-/Modultechnologien der nächsten Generation

In Zukunft konzentriert Meyer Burger im PV-Bereich den strategischen Schwerpunkt insbesondere auf bestehende Zell-/Modultechnologien, vor allem auf ihre erfolgreichen Heterojunction und SmartWire Connection (SWCT™) Technologien sowie auf vielversprechende Zell-/Modultechnologien der nächsten Generation.

Grossauftrag für Heterojunction über 
CHF 74 Millionen im Dezember 2018

Am 14. Dezember 2018 publizierte Meyer Burger einen strategischen Grossauftrag für Heterojunction (HJT) und SmartWire Connection Technologie (SWCT™). Der Kunde, REC Group, eine der weltweit führenden Solarfirmen bestellt damit die Kernausstattung für eine integrierte 600 MW HJT/SWCT™-Produktionslinie. Die ersten Lieferungen zu diesem Auftrag fanden im ersten Quartal 2019 statt. Der geplante Produktionsstart von Zellen und Modulen ist auf die zweite Jahreshälfte 2019 vorgesehen. Die Gesamtkapazität soll im ersten Quartal 2020 in Betrieb gehen.

Verkauf der Bereiche Solar Systeme und Wafering entsprechend unserer Fokussierungsstrategie auf Zell-/Modultechnologien

Entsprechend der Fokussierungsstrategie auf Zell-/Modultechnologien hat Meyer Burger den Geschäftsbereich Solar Systeme, der mit MegaSlate^® Produkten mehrheitlich den Schweizer Markt abdeckt, im Verlauf von 2018 an 3S Solar Plus AG veräussert. Im Rahmen der Transaktion wurden rund 30 Mitarbeitende in Thun durch 3S Solar Plus AG übernommen.

Am 7. Februar 2019 kündigte Meyer Burger den Verkauf des Wafer Anlagen- und Servicegeschäfts für Photovoltaik- und Spezialmaterialien an Precision Surfacing Solutions (PSS), einen globalen Anbieter von Anlagen und Dienstleistungen für die Oberflächenveredelung, an. Der vereinbarte Kaufpreis beträgt CHF 50 Millionen in bar, was in etwa einmal dem jährlichen Nettoumsatz des Wafering-Anlagengeschäfts entspricht. Der Vertrag beinhaltet auch eine Earn-out-Komponente, die auf bestimmten Umsatzniveaus im Jahr 2019 basiert.

PSS beabsichtigt, das Know-how der lokalen Belegschaft von Meyer Burger zu nutzen und die Produktentwicklung sowie die Fertigungsaktivitäten für Nicht-PV-Waferanlagen und -prozesse in Thun und für PV-Applikationen in China fortzusetzen. Der Vollzug der Transaktion ist am Ende des ersten Quartals 2019 vorgesehen. Als Teil der Vereinbarung übernimmt PSS am Standort Thun rund 70 Mitarbeitende und weitere etwa 30 weltweit. Zudem konnte mit PSS ein langfristiger Mietvertrag für Produktionsflächen abgeschlossen werden. Das Produktions-Gebäude in Thun, das sich im Besitz von Meyer Burger befindet, ist dank der Mietverträge mit PSS und 3S Solar Plus AG nun voll ausgelastet.

Siehe Beispiele unserer Technologien.

Jahresergebnisse 2018

Meyer Burger erzielte im Berichtsjahr 2018 einen Auftragseingang von CHF 326.8 Millionen (2017: CHF 560.7 Millionen). Dies widerspiegelt das bereits beschriebene, herausfordernde Marktumfeld, das von den Auswirkungen der 531 Ankündigung der chinesischen Regierung, der Handelskrise zwischen den USA und China und von dem anhaltenden Margendruck bei PV-Standardlösungen geprägt war. Grössere Aufträge im Berichtsjahr 2018 beliefen sich auf CHF 122 Millionen (inklusive dem HJT/SWCT™ Grossauftrag von CHF 74 Millionen im Dezember 2018) verglichen mit CHF 243 Millionen im Vorjahr (bei denen ebenfalls ein HJT Auftrag im Betrag von CHF 45 Millionen im Oktober 2017 enthalten war). Der Auftragsbestand per 31. Dezember 2018 lag bei CHF 240.5 Millionen (31.12.2017: CHF 343.8 Millionen).

Der Nettoumsatz belief sich auf CHF 407.0 Millionen (2017: CHF 473.3 Millionen). Das EBITDA hat sich mit CHF 26.1 Millionen im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt (2017: CHF 12.4 Millionen). Dies ist auf diverse Entscheidungen und Schritte zurückzuführen, die im 2017/2018 vollzogen wurden, um die Kostenbasis weiter zu reduzieren. Das Resultat auf Stufe EBIT lag bei CHF 1.8 Millionen (2017: CHF –19.3 Millionen). Aufgrund negativer Einflüsse aus einmaligen Wertberich­tigungen auf latenten Ertragssteuerguthaben im Betrag von CHF 49.0 Millionen hat sich der Nettoverlust im Vorjahresvergleich nur leicht verringert. Der Nettoverlust belief sich im Berichtsjahr 2018 auf CHF –59.4 Millionen (2017: CHF –79.3 Millionen).

Für weitere Details betreffend Jahresergebnis 2018 verweisen wir auf den Lagebericht 2018 auf Seite 2 des Teils «Bericht­erstattung Geschäftsjahr 2018» dieses Geschäftsberichts.

410 Watt Rekordmodul mit Heterojunction-Solarzellentechnologie

Im Mai 2018 erzielte das CEA INES Team, in Zusammenarbeit mit Meyer Burger, einen Leistungsrekord von 410 Watt mit einem neuen Heterojunction 72-Solarzel­lenmodul. Das Rekordmodul beinhaltet Heterojunctionzellen, die auf einer industrialisierten 2 400 wph Zellbeschichtungsanlage von Meyer Burger hergestellt wurden, welche Teil einer Pilotproduktionslinie von CEA INES ist, die HJT-Zellen mit einem durchschnittlichen Wirkungsgrad von 23.4% fertigt.

Die Produktionslinie von CEA INES umfasst PECVD und PVD Produktionsanlagen von Meyer Burger. Das Rekordmodul wurde in Thun mit Meyer Burger SmartWire Connection Technologie (SWCT™) Produktionsequipment hergestellt, mit Material der neusten Generation von SWCT™.

Erneuerungsprozess im Verwaltungsrat mit Nominierung neuer Mitglieder abgeschlossen

Im Rahmen der langfristigen Nachfolgeplanung des Verwaltungsrats hat Meyer Burger im Januar 2019 die Nominierung von Dr. Remo Lütolf und Andreas R. Herzog als neue unabhängige Mitglieder des Verwaltungsrats bekannt gegeben. An der ordentlichen Generalversammlung vom 2. Mai 2019 wird Dr. Lütolf als Verwal­tungsrats­präsident und Herr Herzog als Mitglied des Verwaltungsrats zur Wahl vorgeschlagen. Remo Lütolf ist Verwaltungsrats­präsident der RUAG Holding AG und war früher Country Managing Director von ABB Schweiz AG. Mit seiner weitreichenden internationalen strategischen und operativen Erfahrung in den Automations- und Energiesektoren ist er als ausgewiesene Führungspersönlichkeit hervorragend qualifiziert, um Meyer Burger in den kommenden Jahren als Verwal­tungsratspräsident zu führen. Andreas Herzog, Chief Financial Officer der Bühler Group, wird den Verwaltungsrat mit seinen langjährigen Erfahrungen in den Bereichen Finanzen und Risikomanagement in idealer Weise ergänzen.

Dr. Alexander Vogel, Wanda Eriksen-Grundbacher und Michael R. Splinter stehen für eine Wiederwahl an der Generalversammlung 2019 nicht mehr zur Verfügung. Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung danken ihnen für ihr hohes Engagement und ihre wertvollen Beiträge während der letzten Jahre und wünschen ihnen persönlich wie auch beruflich alles Gute für die Zukunft.

Meyer Burger ernannte im Berichtsjahr 2018 einen neuen Chief Financial Officer: Manfred Häner, früher CFO bei CPH Chemie + Papier Holding AG und CFO bei Micronas Semiconductor Holding AG, trat per 1. Oktober 2018 in die Geschäftsleitung ein. Michel Hirschi trat als CFO aus dem Unternehmen per 30. September 2018 aus. Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung möchten Michel Hirschi für sein grossartiges Engagement und seine Verdienste bei der Entwicklung der Gesellschaft über die vielen Jahre danken und wünschen ihm alles Gute und viel Glück für die Zukunft.

Informationen zu den Lebensläufen der amtierenden Verwaltungsrats- und Geschäftsleitungsmitglieder sowie zu den nominierten Kandidaten für die Zuwahl in den Verwaltungsrat sind in der «Berichterstattung Geschäftsjahr 2018», Teil Corporate Governance, enthalten.

Ausblick

Aufgrund der politischen Unsicherheiten, wie beispielsweise Importzölle, Energiepolitik und der im letzten Jahr unter «China 531» angekündigten Streichung von Subventionen erwartet Meyer Burger auch für 2019 ein schwieriges Geschäftsjahr. Der bereits angekündigte und geplante Verkauf des Wafer Geschäfts wird, nach Abschluss der Transaktion, zu einem tieferen Nettoumsatz im Geschäftsjahr 2019 führen (Bereich hatte jährliche Umsatzgrösse von rund CHF 60 Millionen), aber auch zu einem einmaligen Buchgewinn aus dem Verkauf dieses Geschäfts (in einem Betrag von rund CHF 30 Millionen erwartet).

Die Gesellschaft ist überzeugt vom Geschäft ihrer Heterojunction und SmartWire Connection Technologien, was durch den Auftrag von REC Group bestärkt wurde. Aufgrund der neuen Energiepolitik in China und der Nachfrage ausserhalb von China erwartet die Geschäftsleitung im laufenden Jahr 2019 den Durchbruch für diese neuen Technologien, die zu attraktiven Bruttomargen die PERC Technologie ablösen werden. Als Marktführer in Heterojunction und SmartWire Connection Technologien kann Meyer Burger am meisten vom entsprechenden Ausbau dieser Spitzentechnologien profitieren.

Meyer Burgers PERC Technologie ist in der Zwischenzeit zum Standard bei der Zellbeschichtungs-Technologie geworden. Die wachsende Konkurrenz durch chinesische Mitbewerber hat jedoch zu einem tieferen Marktanteil und zu schwindenden Margen für Meyer Burger geführt. Im PV-Bereich wird versucht, die PERC Performance durch Paco (Passivated Contacts; auch unter TOPCon und monoPoly^® bekannt) zu erhöhen. Diese Upgrade Technologie muss aber zuerst industrialisiert werden, um in der PV-Industrie eine nachhaltige Akzeptanz zu finden. Meyer Burger erhielt Ende 2018 einen ersten Pilotauftrag eines Kunden für die neue CAiA^® Lösung basierend auf ihrer bewährten MAiA^® Plattform und wird die Industrialisierung im 2019 weiter vorantreiben.

Detaillierte Informationen zum Jahresergebnis 2018 finden sich im Teil «Berichterstattung zum Geschäftsjahr 2018» – Lagebericht.

Dank

2018 war für uns alle ein sehr schwieriges Jahr. Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung danken allen Mitarbeitenden für die täglich geleistete Arbeit und ihr grosses Engagement für Meyer Burger. Unseren Kunden, Lieferanten und Geschäftspartnern danken wir für die stetige Unterstützung. Ihnen, sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, danken wir für Ihre Verbundenheit mit Meyer Burger.

Brief an Aktionäre als PDF