Meyer Burger hat seine strategischen Ziele für das Jahr 2021 erreicht und sich erfolgreich vom reinen Anlagen- und Technologieanbieter zum integrierten Hersteller von Hochleistungs-Solarzellen und -modulen gewandelt. Den Zeitplan dieser Transformation haben wir sehr sportlich gesetzt wie die Liste der erreichten Meilensteine dokumentiert: Zertifizierung der Module, Inbetriebnahme der Solarzellenproduktion in Thalheim (Bitterfeld-Wolfen, Sachsen-Anhalt) und der SmartWire-Modulfabrik in Freiberg (Sachsen), Umbau der ehemaligen Solarworld-Fabrik und Umrüstung auf SmartWire-Fertigungslinien innerhalb von nur acht Monaten. Hier entstand die modernste und umweltfreundlichste Fertigungsanlage ihrer Art in Europa. An den beiden Standorten zusammen entstanden mehr als 400 neue, hoch qualifizierte Arbeitsplätze. Es ist uns trotz schwieriger Situation auf dem Arbeitsmarkt gelungen, in allen Bereichen ausgesprochen motivierte Teams aufzubauen. Gleichzeitig mussten die Lieferketten etabliert und abgesichert sowie die neue Vertriebsorganisation samt komplett neuen Kundenbeziehungen aufgebaut werden.
Zur Neuausrichtung der Marke lancierten wir eine breit angelegte Marketingkampagne, um Meyer Burger als Premiummarke zu etablieren. Unter dem Motto «Ready to shine» positionieren wir uns als die führende europäische Solarmarke, designed in Switzerland, made in Germany. Mit unseren Modulen setzen wir in der Solarindustrie neue Standards in Bezug auf Leistung und Qualität und stellen hohe Anforderungen an die Nachhaltigkeit. Unsere Produkte werden mit 100 Prozent erneuerbarer Energie nach höchsten Sozial- und Umweltstandards produziert. Zum Beispiel verzichten wir in der Produktion konsequent auf giftiges Blei. Wir arbeiten bevorzugt mit lokalen Herstellern und Lieferanten zusammen, was Wege, Lieferzeiten und vor allem Emissionen spart.
Die Reorientierung der Menschen auf transparente, umweltgerecht und fair hergestellte Produkte mit verlässlicher kurzer Lieferkette ist zu einem Megatrend geworden und in allen Segmenten zu beobachten. Meyer Burger ist bestens positioniert, um diesem Kundenbedürfnis zu entsprechen. Die Nachfrage nach dem von Beginn weg anvisierten Hausdachsegment hat sich sogleich erfreulich entwickelt. Die produzierten Mengen sind jeweils innert kurzer Zeit ausverkauft. Meyer Burger ist als Premiummarke bei Händlern und Kunden anerkannt und insbesondere in unserem Heimatmarkt Schweiz ist Meyer Burger nahezu ideal positioniert. In allen wichtigen europäischen Märkten und in den USA sind wir regional vertreten. Per Jahresende 2021 lieferten wir bereits an circa 30 Grosskunden und verzeichnen inzwischen über 450 registrierte Installateure allein im europäischen Raum.
«In der Bilanz hingegen zeigen sich bereits deutlich die Investitionen in die beiden neuen Produktionsstandorte und der voranschreitende Lageraufbau, der für eine effiziente Auftragsabwicklung benötigt wird. Zudem reflektieren sich die in diesem Jahr erhaltenen Finanzierungen als nachhaltiger Grundstein des zukünftigen Erfolgs.»
Mit den Vorteilen unserer Hochleistungsmodule können wir uns bereits im Segment für Gewerbe-Dachanlagen durchsetzen. Für das Europa Park Stadion des SC Freiburg liefern wir über 6.000 Paneele aus deutscher Produktion. Die Solaranlage auf dem Stadiondach wird rund 2,3 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr produzieren und damit den Jahresstrombedarf des deutschen Fussball-Bundesligisten klimaneutral decken.
Der Totalumbau des Unternehmens wurde operativ von zahlreichen Herausforderungen begleitet und durch die Auswirkungen der Pandemie zusätzlich erschwert. Kurzfristige, unerwartete Lieferengpässe von systemrelevanten Einzelkomponenten, welche extern beschafft werden mussten, verzögerten die Inbetriebnahme der Fertigung. Der Hochlauf der Produktion (Ramp-up) benötigte fast sechs Monate und damit länger als geplant. Insbesondere die Modulherstellung erfordert viel technologische und fertigungslogistische Abstimmung und jede unvorhergesehene Betriebsunterbrechung hatte einen signifikanten Einfluss auf die Produktionsmenge. Ein sehr hoher Krankenstand und eine hohe Abwesenheitsquote aufgrund der Quarantäneregeln in Sachsen während der Corona-Pandemie zwangen Meyer Burger, den Ausstoss der neuen Solarmodul-Produktion im vierten Quartal und übers Jahresende 2021 hinaus, zu reduzieren. All diese Faktoren zusammen verzögerten den Fertigungshochlauf und beeinträchtigten damit die Erreichung unserer internen operativen Ziele für 2021. In jedem Fertigungshochlauf sind Hochlaufkosten sowie die unvollständige Absorption von Fertigungsgemeinkosten zu Beginn eine grosse Herausforderung. Die Kostenstrukturen wurden und werden jedoch kontinuierlich verbessert. Wir erwarten, dass mit der nun vorhersehbaren Skalierung der Produktion die geplanten Zielwerte erreicht werden können.
Die Neuausrichtung und der Aufbau der neuen Produktionsstandorte, welche das Geschäftsjahr 2021 prägten, führen erwartungsgemäss noch zu verhaltenen Ergebnissen in der Erfolgsrechnung. Mit einem Umsatz von rund CHF 39.9 Millionen erzielte Meyer Burger einen EBITDA von CHF –72.5 Millionen und ein Jahresergebnis von CHF –100.5 Millionen. Dies spiegelt insbesondere die operativen Kosten der Aufbauphase und die abschliessenden Bereinigungen des Altgeschäfts wider.
In der Bilanz hingegen zeigen sich bereits deutlich die Investitionen in die beiden neuen Produktionsstandorte und der voranschreitende Lageraufbau, der für eine effiziente Auftragsabwicklung benötigt wird. Zudem reflektieren sich darin die in diesem Jahr erhaltenen Finanzierungen als nachhaltiger Grundstein des zukünftigen Erfolgs.
Mit Erfolg haben wir die Finanzierung der nächsten Wachstumsphase gesichert. Aus einer Privatplatzierung von neuen Aktien nahm das Unternehmen CHF 80 Millionen auf und weitere EUR 145 Millionen aus einer Privatplatzierung einer grünen Wandelanleihe mit Fälligkeit 2027. Den Ausbau der Zell- und Modulkapazitäten konnte Meyer Burger ausserdem mit einem Konsortialkreditvertrag über EUR 125 Millionen und einen Factoringvertrag über EUR 60 Millionen sichern. Beide Kreditfazilitäten einschliesslich der üblichen Financial Covenants wurden zu marktüblichen Konditionen abgeschlossen, einschliesslich der üblichen Financial Covenants.
Das operativ herausfordernde Jahr setzt sich 2022 fort. Die Verwerfungen der globalen Lieferketten sind nicht ausgestanden. Gleichwohl blicken wir der nächsten Ausbauphase mit Zuversicht entgegen. Die Energiewende – weg von fossilen, hin zu erneuerbaren Energiequellen – beflügelt den Photovoltaik-Markt vor allem auch wegen der unschlagbar günstigen Kosten. Solarenergie ist weltweit eine der günstigsten Primärerzeugungsquellen für Elektroenergie. Davon hat bislang vor allem China profitiert. Spätestens seit Ausbruch des Ukraine-Konflikts herrscht energiepolitischer Konsens darüber, dass Europa in Energiefragen schnell unabhängiger werden muss. Der Westen setzt daher verstärkt auf erneuerbare Energien, da damit Abhängigkeiten gegenüber Russland, dem Nahen Osten und Asien beseitigt werden könnten. Angesichts dieser Lage ist Meyer Burger als derzeit einziges Unternehmen mit konkreten Gigawatt-Ausbauprojekten im Bereich der kristallinen Photovoltaik geradezu perfekt aufgestellt.
Die Qualität unserer Produkte stimmt, die erzielten Preise entsprechen unseren Erwartungen. Die Prozesse haben wir im ersten Produktionsjahr signifikant verbessern können. Dank unserer Kompetenz als Maschinenbauer fliessen die Erkenntnisse aus der Hochlaufphase direkt in die Optimierung des Equipments ein. Der Kapazitätsausbau auf 1,4 Gigawatt (GW) am Standort Thalheim und auf 1 GW Kapazität am Standort Freiberg ist im vollen Gange und es wurden in Freiberg bereits erste Anlagenerweiterungen vorgenommen. In den USA ist die Wahl als Fertigungsstandort auf Goodyear, Arizona, gefallen. Kundennähe, verfügbare Fachkräfte und starke Partnerschaften vor Ort gaben den Ausschlag. Die jährliche Produktionskapazität in den USA soll vorerst 0,4 GW betragen, die bestehende Infrastruktur erlaubt jedoch einen Ausbau auf 1,5 GW Kapazität. In der Endausbaustufe entstehen über 500 qualifizierte Produktionsarbeitsplätze.
«Die Qualität unserer Produkte stimmt, die erzielten Preise entsprechen unseren Erwartungen. Die Prozesse haben wir im ersten Produktionsjahr signifikant verbessern können. Dank unserer Kompetenz als Maschinenbauer fliessen die Erkenntnisse aus der Hochlaufphase direkt in die Optimierung des Equipments ein.»
Wir werden im Rahmen des Ausbaus an den Standorten auch neue Produkte für die Kundengruppen Hausdach und Commercial & Industrial in den Markt bringen. Parallel dazu arbeiten wir an unseren Solardachziegeln und wollen 2022 erste Pilotkundenprojekte bedienen.
An den Forschungsstandorten in der Schweiz und in Deutschland sowie in exklusiver Zusammenarbeit mit dem CSEM (Centre Suisse d’Électronique et de Microtechnique) in Neuenburg, Schweiz, wird die Industrialisierung der IBC-Technologie auf Basis unserer Heterojunction-Technologie als nächster evolutionärer Technologieschritt vorangetrieben und zur Marktreife gebracht. IBC steht für Interdigitated Back Contact. Die Verschaltung ist bei IBC-Modulen nur auf der Rückseite der Zelle angebracht, was eine bessere Ausnutzung des Sonnenlichts ohne jegliche Verschattung der sonnenzugewandten Vorderseite ermöglicht. Vor allem in Kombination mit unserer SmartWire-Technologie ergeben sich daraus wesentliche Vorteile in puncto Effizienz und Kosten. Wir erwarten, dass diese proprietäre Technologie zukünftig in allen Marktsegmenten eingesetzt werden kann.
Auch nach Beendigung des seit 2019 bestehenden Kooperationsvertrags durch Oxford Photovoltaics Limited (Oxford PV) bleibt die Perowskit-Tandemtechnologie fester Bestandteil von Meyer Burgers mittelfristiger Technologie-Roadmap. Neue Partnerschaften mit führenden Forschungsinstituten zeichnen sich ab. Wir selbst verfügen über ein umfassendes Portfolio an Prozessen, Technologien und Produktionstechniken für eine eigene potenzielle Massenfertigung von Tandemsolarzellen und -modulen.
Mit der Berufung von Katja Tavernaro in die Geschäftsleitung hat der Verwaltungsrat sichergestellt, dass Meyer Burger als grünes Unternehmen in puncto Nachhaltigkeit in der Solarbranche neue Standards setzt. Katja Tavernaro übernahm die neu geschaffene Funktion des Chief Sustainability Officers (CSO). Sie ist innerhalb der Gruppe für die Bereiche Environmental, Social und Governance (ESG) sowie Personal, Legal & Compliance zuständig. Meyer Burger will ESG-Grundsätze im gesamten Unternehmen verankern. Per 1. Januar 2022 ernannte der Verwaltungsrat zudem zwei neue Mitglieder der Geschäftsleitung: Daniel Menzel zum Chief Operating Officer (COO) und Moritz Borgmann zum Chief Commercial Officer (CCO). Damit ist das Unternehmen für weitere Ausbauschritte und einen beschleunigten Wachstumskurs in Europa und den USA operativ gut aufgestellt. Die Ende 2021 ernannte Chief Financial Officer (CFO), Nathalie Benedikt, hat das Unternehmen auf eigenen Wunsch und aus persönlichen Gründen, nach wenigen Wochen leider wieder verlassen. Die Verantwortungsbereiche des CFOs werden interimistisch vom CEO und von der CSO geführt. Die Generalversammlung der Meyer Burger Technology AG wählte am 4. Mai 2021 den Schweizer Rechtsanwalt Urs Schenker als Nachfolger von Urs Fähndrich in den Verwaltungsrat.
2021 war anspruchsvoll und reich an Herausforderungen. Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung danken allen Mitarbeitenden für ihren unermüdlichen Einsatz. Nicht zuletzt danken wir Ihnen, sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre. Sie haben uns Ihr Vertrauen geschenkt und ins neue Geschäftsmodell von Meyer Burger investiert. Wir haben die Transformation bewerkstelligt und sind nun bereit durchzustarten. Die Solarenergie ist bei der Elektrifizierung der Gesellschaft unentbehrlich, um klimaneutral zu werden. Mit unseren Produkten können wir dem Klimaschutz, der Versorgungssicherheit und der Preisstabilität im Bereich Elektroenergie Schub geben.
Franz Richter
Verwaltungsratspräsident
Gunter Erfurt
Chief Executive Officer
Eröffnung der neuen Solarzell-Fertigung am 19. Mai 2021 in Thalheim (Stadt Bitterfeld-Wolfen) mit CEO Gunter Erfurt, Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Prof. Armin Willingmann und per Videocall Ministerpräsident Reiner Haseloff.
Per Knopfdruck wurde am 26. Mai 2021 Europas grösste Solarmodulfertigung in Freiberg, Sachsen in Betrieb genommen. Mit dabei neben CEO Gunter Erfurt auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer und Umweltminister Wolfram Günther.
Aussenansicht der neuen Meyer Burger Zellfertigung in Thalheim, Sachsen-Anhalt.
Blick auf den Eingangsbereich der neuen Solarmodulfertigung in Freiberg, Sachsen.