Strategische Neuausrichtung

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Sehr geehrte Aktionärinnen,
sehr geehrte Aktionäre

Das Jahresergebnis 2019 ist enttäuschend. Absatz und Marge im Mainstream-Geschäft blieben ungenügend und unter den Erwartungen. Meyer Burger erzielte im Berichtsjahr 2019 einen Auftragseingang von CHF 188,3 Millionen (–24,3% auf vergleichbarer Basis). Dies widerspiegelt das schwierige Marktumfeld durch stärker werdenden chinesischen Wettbewerb und die Ziele der chinesischen Regierung im Rahmen des strategischen Plans «Made in China 2025». Der Auftragsbestand per 31. Dezember 2019 lag bei CHF 105,1 Millionen.

Der Nettoumsatz belief sich auf CHF 262,0 Millionen (–22,1% auf vergleichbarer Basis). Das EBITDA sank auf CHF –13,5 Millionen und das Resultat auf Stufe EBIT lag bei CHF –28,6 Millionen. Der Nettoverlust lag bei CHF –39,7 Millionen. Meyer Burger verfügte über Eigenkapital von CHF 176,2 Millionen, was einer Eigenkapitalquote per 31. Dezember 2019 von 64,1% entsprach.

Anhaltendes Wachstum der Solarindustrie

Die erneuerbaren Energien, insbesondere die Solarenergie, werden in der Energiewende eine entscheidende Rolle spielen. Damit bleibt die Solarindustrie weltweit langfristig ein attraktiver Wachstumsmarkt; bis 2050 wird ein jährliches Wachstum der installierten Solarpanels von rund 9% erwartet, die installierte Solarleistung würde dann rund 8,5 TW betragen, im Vergleich zu 0,6 TW heute, und über 40% der weltweiten Generationskapazität bereitstellen (IRENA, Future of Solar PV, November 2019). Die jährlichen Investitionen in die gesamte Solarenergie liegen derzeit über USD 100 Milliarden und dürften trotz weiterer Kostenreduktionen weiter steigen. Wir erwarten in den kommenden Jahren die Zunahme nicht subventionierter Solarenergie-Installationen, die geografische Diversifizierung und die zunehmende Wettbewerbsfähigkeit gegenüber konventionellen Energiequellen. Gerade die Nachfrage nach dezentralen Solaranlagen wird überdurchschnittlich zulegen.

Der 2020 Global Photovoltaik Demand Forecast (IHS Markit) erwartet dieses Jahr die Installation von 142 GW zusätzlicher Solarpanels, was einem Wachstum von 14% im Vergleich zu 2019 entspricht. Während China trotz Restrukturierung seines Solarmarktes weiterhin der grösste Produzent und Abnehmer von Solarpanels bleibt, soll das Wachstum der Endmärkte ausserhalb Chinas, insbesondere in Europa und Nordamerika, deutlich höher ausfallen. Auch in Bezug auf die geografische Reichweite ist das Wachstum beachtlich. In den kommenden Jahren erwarten wir die Entwicklung weiterer neuer Märkte in Südostasien, Lateinamerika und dem Mittleren Osten. Damit steigt die Bedeutung der Märkte ausserhalb Chinas kontinuierlich.

Heute befinden sich immer noch rund 80% der globalen Produktionskapazität für Solarzellen und Solarmodule in China. Diese Konzentration ist primär getrieben durch Volumen, Skaleneffekte und das Streben nach Marktanteilen sowie durch lokale Förderung. Aufgrund des harten Wettbewerbs sind die Verkaufspreise unter anhaltendem Druck, so dass bei vielen Unternehmen der Cashflow für Investitionen in neue Technologien fehlt.

Schneller als erwartet hat sich die aktuelle PERC-Technologie zum Industriestandard entwickelt; ihr Marktanteil an der Produktionskapazität lag Ende 2019 bei rund 65% und wächst weiter. Die Preise für PERC-Module hatten Ende 2019 erneut einen Tiefststand erreicht, fast 20% tiefer als noch vor 12 Monaten. Aufgrund des intensiven chinesichen Wettebewerbs bleiben die Preise für PERC-Anlagen weiter unter Druck. Mit den daraus resultierenden ungenügenden Margen ist dieses Geschäft für Meyer Burger nicht mehr attraktiv.

Während PERC-Module zur Commodity geworden sind, bietet Meyer Burger mit der Heterojunction/​SmartWire Technologie einen Quantensprung. Unser Ansatz ermöglicht eine markante Steigerung der Zell- und Moduleffizienz von bis zu zwei Prozentpunkten. Unser strategischer Kunde REC in Singapur beweist dies mit seinen neuen Alpha-Modulen. Zusammen mit wettbewerbsfähigen Produktionskosten und überzeugenden technischen Leistungsdaten eröffnet dies Chancen für höhere Verkaufspreise und damit attraktive Anreize für Neuinvestitionen in diese zukunftsträchtige Technologie. Wir erwarten, dass die Heterojunction-Technologie stetig Marktanteile gewinnen wird – der VDMA geht von aktuell ca. 3% auf 12% 2026 und 15% bis 2029 aus (VDMA: International Roadmap for Photovoltaic 2019).

Strategische Neuausrichtung

Vor dem Hintergrund dieser Marktdynamik haben wir uns im Berichtsjahr für eine strategische Neuausrichtung von Meyer Burger entschieden. Das heisst, wir konzentrieren uns auf die Vermarktung und Weiterentwicklung unserer eigenen Heterojunction/​SmartWire-Technologie sowie die vielversprechende Tandemzelltechnologie, eine Kombination von Heterojunction und Perowskit. Aus dem margenschwachen Mainstream-Geschäft ziehen wir uns zurück. Im Zuge unserer strategischen Fokussierung haben wir nicht mehr zum Kerngeschäft zählende Unternehmensteile verkauft oder restrukturiert. Damit reduzieren wir unsere Fixkostenbasis weiter und steigern die Effizienz der Organisation.

Wir gehen davon aus, dass wir mit unserer eigenen Heterojunction/​SmartWire-Technologie über einen Vorsprung gegenüber unseren Wettbewerbern von einigen Jahren verfügen. Um diesen Vorsprung zu bewahren, werden wir unsere Technologien und die darauf basierenden Produktionsanlagen stärker schützen und uns auf Partnerschaften stützen. Über die Nutzung unserer Heterojunction/​SmartWire-Technologie planen wir, im Rahmen von Partnerschaftsvereinbarungen am gemeinsamen Erfolg angemessen zu partizipieren.

Meilensteine 2019

Im März 2019 haben wir eine strategische Partnerschaft mit Oxford PV aus Grossbritannien abgeschlossen, dem Technologieführer von hocheffizienten kristallinen Silizium/Perowskit-Tandemsolarzellen. Perowskit/​Siliziumbasierte Tandemsolarzellen sind eine Weiterentwicklung der Heterojunction-Technologie und versprechen nochmals einen deutlichen Sprung im Wirkungsgrad. Unser Investment ermöglicht uns den direkten Zugang zu dieser neuen Technologie. In enger Zusammenarbeit mit Oxford PV treiben wir die Industrialisierung der Perowskit-Solarzellen voran.

Die REC Group hat Ende 2019 mit der Serienproduktion ihrer neuen Alpha-Module begonnen. Diese neue Modulgeneration wird auf Meyer Burger Heterojunction/SmartWire-Fertigungslinien hergestellt und gilt als das weltweit leistungsstärkste 60-Zellen-Solarmodul mit einer Leistung von bis zu 380 Wp. Somit gehört das Alpha-Modul zu den effizientesten Solarpanels auf dem Markt mit 21,7% Moduleffizienz, was 217 Watt pro Quadratmeter und einer Steigerung um 10% gegenüber Standard PERC Solarpanels entspricht. Insgesamt entwickelt sich das gemeinsame Entwicklungsprojekt mit REC besser als erwartet: Wir sind auf dem besten Weg die ambitionierten gemeinsamen Ziele zu erreichen, sowohl bezüglich Effizienz der Panels, der Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit der Produktionslinien. Die erfolgreiche Lancierung der Alpha-Module sorgt für Aufmerksamkeit in der Branche und stimmt uns zuversichtlich.

Veränderungen im Verwaltungsrat und in der Geschäftsleitung

Die bei der Veröffentlichung des Transformationsprogramms angekündigten Änderungen auf Stufe Verwaltungsrat und Geschäftsleitung waren im ersten Halbjahr 2019 abgeschlossen. An der Generalversammlung am 2. Mai 2019 wurden Dr. Remo Lütolf als Präsident und Andreas R. Herzog als Mitglied des Verwaltungsrats gewählt. Gleichzeitig wurde das Gremium auf vier Personen verkleinert. Verkleinert wurde auch die Geschäftsleitung – von fünf auf drei Mitglieder (Dr. Hans Brändle, CEO; Manfred Häner, CFO; Dr. Gunter Erfurt, CTO).

Dank

Die raschen Veränderungen in unserer Branche und in unserem Unternehmen waren 2019 für uns alle herausfordernd. Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung danken allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihr unermüdliches Engagement für Meyer Burger. Unseren Kunden, Lieferanten und Geschäftspartnern danken wir für die Unterstützung.

Ihnen, sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, danken wir für Ihre Verbundenheit mit Meyer Burger. Wir sind uns bewusst, dass wir Ihre Erwartungen in der Vergangenheit oft enttäuscht haben. Wir wollen nicht verschweigen, dass noch ein grosses Stück Arbeit vor uns liegt, bis wir nachhaltig wieder die Gewinnschwelle erreichen. Doch wir sind zuversichtlich, dies dank der eingeleiteten strategischen Neuorientierung in Kürze zu erreichen.

Dr. Remo Lütolf

Dr. Remo Lütolf
Verwaltungsratspräsident

Dr. Hans Brändle

Dr. Hans Brändle
Chief Executive Officer