Brief an die Aktionäre

Franz Richter
Chairman, Meyer Burger Technology AG
Gunter Erfurt
Chief Executive Officer, Meyer Burger Technology AG

Liebe Aktionärinnen,
liebe Aktionäre

Meyer Burger hat seine strategischen Ziele für das Jahr 2021 erreicht und sich erfolgreich vom reinen Anlagen- und Techno­logie­an­bieter zum inte­grierten Hersteller von Hoch­leistungs-Solar­zellen und -modulen gewandelt. Den Zeit­plan dieser Trans­­formation haben wir sehr sportlich gesetzt wie die Liste der erreichten Meilen­steine dokumentiert: Zertifi­zierung der Module, Inbetrieb­nahme der Solar­zellen­produktion in Thalheim (Bitterfeld-Wolfen, Sachsen-Anhalt) und der SmartWire-Modul­fabrik in Freiberg (Sachsen), Umbau der ehe­maligen Solarworld-Fabrik und Um­rüstung auf SmartWire-Fertig­ungs­linien innerhalb von nur acht Monaten. Hier entstand die modernste und umwelt­freundlich­ste Fertigungs­anlage ihrer Art in Europa. An den beiden Stand­orten zusammen entstanden mehr als 400 neue, hoch­ qualifi­zierte Arbeits­plätze. Es ist uns trotz schwieriger Situation auf dem Arbeits­markt gelungen, in allen Bereichen ausge­sprochen ­motivierte Teams aufzu­bauen. Gleichzeitig mussten die Liefer­ketten etabliert und abgesichert sowie die neue Vertriebs­organi­sation samt komplett neuen Kunden­beziehungen aufgebaut werden.

Meyer Burger als Premium­marke etabliert

Zur Neuaus­richtung der Marke lancierten wir eine breit angelegte Marketing­kampagne, um Meyer Burger als Premium­marke zu etablieren. Unter dem Motto «Ready to shine» positio­nieren wir uns als die führende europäische Solar­marke, designed in Switzerland, made in Germany. Mit unseren Modulen setzen wir in der Solar­industrie neue Standards in Bezug auf Leistung und Qualität und stellen hohe Anforde­rungen an die Nach­haltigkeit. Unsere Produkte werden mit 100 Prozent erneuer­barer Energie nach höchsten Sozial- und Umwelt­standards produziert. Zum Beispiel verzichten wir in der Produktion konse­quent auf giftiges Blei. Wir arbeiten bevorzugt mit lokalen Her­stellern und Lieferanten zusammen, was Wege, Lieferzeiten und vor allem Emissionen spart.

Die Reorientierung der Menschen auf trans­parente, umwelt­gerecht und fair hergestellte Produkte mit verlässlicher kurzer Liefer­kette ist zu einem Mega­trend geworden und in allen Segmenten zu beobachten. Meyer Burger ist bestens positioniert, um diesem Kunden­bedürfnis zu entsprechen. Die Nachfrage nach dem von Beginn weg anvisierten Haus­dach­segment hat sich sogleich erfreu­lich entwickelt. Die produ­zierten Mengen sind jeweils innert kurzer Zeit ausverkauft. Meyer Burger ist als Premium­marke bei Händlern und Kunden anerkannt und insbe­sondere in unserem Heimat­markt Schweiz ist Meyer Burger nahezu ideal positioniert. In allen wichtigen europäischen Märkten und in den USA sind wir regional vertreten. Per Jahresende 2021 lieferten wir bereits an circa 30 Gross­kunden und verzeichnen in­zwischen über 450 registrierte Installa­teure allein im europäischen Raum.

«In der Bilanz hingegen zeigen sich bereits deutlich die In­vesti­tionen in die beiden neuen Pro­duktions­stand­orte und der voran­schreitende Lager­aufbau, der für eine effiziente Auf­trags­­ab­wick­lung benötigt wird. Zudem reflek­tieren sich die in diesem Jahr er­haltenen Finan­zierungen als nach­haltiger Grund­stein des zukünf­tigen Erfolgs.»

Mit den Vorteilen unserer Hoch­leistungs­module können wir uns bereits im Segment für Gewerbe-Dach­anlagen durch­setzen. Für das Europa Park Stadion des SC Freiburg liefern wir über 6.000 Paneele aus deutscher Produktion. Die Solar­anlage auf dem Stadion­dach wird rund 2,3 Millionen Kilowatt­stunden Strom im Jahr produ­zieren und damit den Jahres­strom­bedarf des deutschen Fussball-Bundes­ligisten klima­neutral decken.

Verzögerungen beim Hoch­lauf der Produk­tion

Der Totalum­bau des Unter­nehmens wurde operativ von zahl­reichen Heraus­forderungen begleitet und durch die Aus­wirkungen der Pandemie zusätzlich erschwert. Kurzfristige, uner­wartete Liefer­engpässe von system­relevanten Einzel­komponenten, welche extern beschafft werden mussten, verzögerten die Inbetrieb­nahme der Fertigung. Der Hochlauf der Produktion (Ramp-up) benötigte fast sechs Monate und damit länger als geplant. Insbe­sondere die Modul­her­stellung erfordert viel techno­logische und fertigungs­logistische Ab­stimmung und jede unvorher­gesehene Betriebs­unter­brechung hatte einen signifi­kanten Einfluss auf die Produktions­menge. Ein sehr hoher Kranken­stand und eine hohe Ab­wesen­heitsquote aufgrund der Quarantäne­regeln in Sachsen während der Corona-Pandemie zwangen Meyer Burger, den Ausstoss der neuen Solarmodul-Produktion im vierten Quartal und übers Jahres­ende 2021 hinaus, zu reduzieren. All diese Faktoren zusammen ver­zöger­ten den Fertigungs­hochlauf und beein­trächtig­ten damit die Erreichung unserer internen operativen Ziele für 2021. In jedem Fertigungs­hochlauf sind Hoch­lauf­kosten sowie die unvoll­ständige Absorp­tion von Fertigungs­gemein­kosten zu Beginn eine grosse Heraus­forderung. Die Kosten­strukturen wurden und werden jedoch kontinuierlich verbessert. Wir erwarten, dass mit der nun vorherseh­baren Skalierung der Produk­tion die geplanten Ziel­werte erreicht werden können.

Die Neuaus­richtung und der Aufbau der neuen Produktions­standorte, welche das Geschäfts­jahr 2021 prägten, führen erwartungs­gemäss noch zu ver­haltenen Ergeb­nissen in der Erfolgs­rechnung. Mit einem Umsatz von rund CHF 39.9 Millionen erzielte Meyer Burger einen EBITDA von CHF –72.5 Millionen und ein Jahres­ergebnis von CHF –100.5 Millionen. Dies spiegelt insbe­sondere die opera­tiven Kosten der Aufbau­phase und die abschlies­senden Bereini­gungen des Alt­geschäfts wider.

In der Bilanz hingegen zeigen sich bereits deutlich die Investi­tionen in die beiden neuen Produktions­standorte und der voran­schreitende Lager­aufbau, der für eine effiziente Auftrags­abwicklung benötigt wird. Zudem reflektieren sich darin die in diesem Jahr erhaltenen Finan­zierungen als nach­haltiger Grund­stein des zukünftigen Erfolgs.

Mit Erfolg haben wir die Finan­zierung der nächsten Wachs­tums­phase gesichert. Aus einer Privat­platzierung von neuen Aktien nahm das Unternehmen CHF 80 Millionen auf und weitere EUR 145 Millionen aus einer Privat­platzierung einer grünen Wandel­anleihe mit Fällig­keit 2027. Den Ausbau der Zell- und Modul­kapazitäten konnte Meyer Burger ausser­dem mit einem Konsortial­kredit­vertrag über EUR 125 Millionen und einen Factoring­vertrag über EUR 60 Millionen sichern. Beide Kredit­fazilitäten ein­schliess­lich der üb­lichen Financial Covenants wurden zu markt­üblichen Kondi­tionen abge­schlossen, ein­schliesslich der üblichen Financial Covenants.

Ausblick

Das operativ heraus­fordernde Jahr setzt sich 2022 fort. Die Ver­werfungen der globalen Liefer­ketten sind nicht ausge­standen. Gleich­wohl blicken wir der nächsten Ausbau­phase mit Zuver­sicht entgegen. Die Energie­wende – weg von fossilen, hin zu erneuer­baren Energie­quellen – beflügelt den Photo­voltaik-Markt vor allem auch wegen der unschlag­bar günstigen Kosten. Solaren­ergie ist weltweit eine der günstig­sten Primär­erzeugungs­quellen für Elektro­energie. Davon hat bislang vor allem China profitiert. Spätestens seit Ausbruch des Ukraine-Konflikts herrscht energie­politischer Konsens darüber, dass Europa in Energie­fragen schnell unab­hängiger werden muss. Der Westen setzt daher verstärkt auf erneuer­bare Energien, da damit Abhängig­keiten gegenüber Russland, dem Nahen Osten und Asien be­seitigt werden könnten. Ange­sichts dieser Lage ist Meyer Burger als derzeit einziges Unter­nehmen mit konkreten Gigawatt-Ausbau­projekten im Bereich der kristallinen Photo­voltaik geradezu perfekt aufgestellt.

Die Qualität unserer Produkte stimmt, die erzielten Preise ent­­sprechen unseren Erw­ar­tungen. Die Prozesse haben wir im ersten Produktions­­­jahr signi­fikant verbessern können. Dank unserer Kompetenz als Maschinen­­­bauer fliessen die Erkennt­­nisse aus der Hoch­lauf­phase direkt in die Opti­mierung des Equipments ein. Der Kapazi­täts­aus­bau auf 1,4 Gigawatt (GW) am Standort Thalheim und auf 1 GW Kapazität am Standort Freiberg ist im vollen Gange und es wurden in Freiberg bereits erste Anlagen­erweite­rungen vorge­nommen. In den USA ist die Wahl als Fertigungs­stand­ort auf Goodyear, Arizona, gefallen. Kunden­nähe, verfügbare Fach­kräfte und starke Partner­schaften vor Ort gaben den Aus­schlag. Die jährliche Produktions­kapazität in den USA soll vorerst 0,4 GW betragen, die bestehende Infra­struktur erlaubt jedoch einen Ausbau auf 1,5 GW Kapazität. In der End­ausbau­stufe entstehen über 500 qualifizierte Produktions­arbeits­plätze.

«Die Qualität unserer Produkte stimmt, die erzielten Preise ent­sprechen unseren Er­war­tungen. Die Prozesse haben wir im ersten Pro­duktions­jahr signi­fikant ver­bessern können. Dank unserer Kompe­tenz als Maschinen­bauer fliessen die Er­kennt­nisse aus der Hoch­lauf­phase direkt in die Opti­mie­rung des Equip­ments ein.»

Wir werden im Rahmen des Ausbaus an den Stand­orten auch neue Produkte für die Kunden­gruppen Haus­dach und Commercial & Industrial in den Markt bringen. Parallel dazu arbeiten wir an unseren Solar­dach­ziegeln und wollen 2022 erste Pilot­kunden­projekte bedienen.

An den Forschungs­standorten in der Schweiz und in Deutschland sowie in exklusiver Zusammen­arbeit mit dem CSEM (Centre Suisse d’Électronique et de Microtechnique) in Neuenburg, Schweiz, wird die Industria­lisierung der IBC-Technologie auf Basis unserer Heterojunction-Technologie als nächster evolutio­närer Techno­logie­schritt voran­getrieben und zur Markt­reife gebracht. IBC steht für Interdigitated Back Contact. Die Ver­schaltung ist bei IBC-Modulen nur auf der Rück­seite der Zelle angebracht, was eine bessere Aus­nutzung des Sonnen­lichts ohne jegliche Ver­schattung der sonnen­zugewandten Vorder­seite ermög­licht. Vor allem in Kombi­nation mit unserer SmartWire-Techno­logie ergeben sich daraus wesent­liche Vor­teile in puncto Effizienz und Kosten. Wir erwarten, dass diese proprietäre Techno­logie zukünftig in allen Markt­segmenten eingesetzt werden kann.

Auch nach Beendi­gung des seit 2019 bestehenden Ko­operations­vertrags durch Oxford Photovoltaics Limited (Oxford PV) bleibt die Perowskit-Tandem­technologie fester Bestand­teil von Meyer Burgers mittel­fristiger Techno­logie-Roadmap. Neue Partner­schaften mit führenden Forschungs­instituten zeichnen sich ab. Wir selbst verfügen über ein umfas­sendes Portfolio an Prozessen, Techno­logien und Produktions­techniken für eine eigene poten­zielle Massen­fertigung von Tandem­solar­zellen und -modulen.

Erweiterung der Geschäfts­leitung – Berufung Chief Sustainability Officer

Mit der Berufung von Katja Tavernaro in die Geschäfts­­leitung hat der Verwaltungs­rat sicher­gestellt, dass Meyer Burger als grünes Unter­nehmen in puncto Nach­haltig­keit in der Solar­branche neue Standards setzt. Katja Tavernaro übernahm die neu geschaffene Funktion des Chief Sustainability Officers (CSO). Sie ist inner­halb der Gruppe für die Bereiche Environmental, Social und Governance (ESG) sowie Personal, Legal & Compliance zuständig. Meyer Burger will ESG-Grund­sätze im gesamten Unter­nehmen verankern. Per 1. Januar 2022 ernannte der Verwaltungs­rat zudem zwei neue Mit­glieder der Geschäfts­leitung: Daniel Menzel zum Chief Operating Officer (COO) und Moritz Borgmann zum Chief Commercial Officer (CCO). Damit ist das Unter­nehmen für weitere Aus­bau­schritte und einen be­schleunigten Wachstums­kurs in Europa und den USA operativ gut auf­gestellt. Die Ende 2021 ernannte Chief Financial Officer (CFO), Nathalie Benedikt, hat das Unter­nehmen auf eigenen Wunsch und aus per­sönlichen Gründen, nach wenigen Wochen leider wieder verlassen. Die Verant­wortungs­bereiche des CFOs werden interimis­tisch vom CEO und von der CSO geführt. Die General­ver­sammlung der Meyer Burger Technology AG wählte am 4. Mai 2021 den Schweizer Rechtsanwalt Urs Schenker als Nach­folger von Urs Fähndrich in den Verwaltungs­rat.

Dank

2021 war anspruchs­voll und reich an Heraus­forde­rungen. Der Verwaltungs­rat und die Geschäfts­leitung danken allen Mitarbei­tenden für ihren uner­müdlichen Einsatz. Nicht zuletzt danken wir Ihnen, sehr geehrte Aktionär­innen und Aktionäre. Sie haben uns Ihr Ver­trauen geschenkt und ins neue Geschäftsmodell von Meyer Burger investiert. Wir haben die Trans­formation bewerk­stelligt und sind nun bereit durch­zustarten. Die Solar­energie ist bei der Elektri­fizierung der Gesell­schaft unent­behrlich, um klima­neutral zu werden. Mit unseren Produkten können wir dem Klima­schutz, der Ver­sorgungs­sicherheit und der Preis­stabilität im Bereich Elektro­energie Schub geben.

Franz Richter

Franz Richter
Verwaltungsratspräsident

Gunter Erfurt

Gunter Erfurt
Chief Executive Officer

Werkseröffnung in Thalheim

Eröffnung der neuen Solarzell-Fertigung am 19. Mai 2021 in Thalheim (Stadt Bitterfeld-Wolfen) mit CEO Gunter Erfurt, Sachsen-Anhalts Wirt­schafts­minister Prof. Armin Willingmann und per Videocall Minister­präsident Reiner Haseloff.

 

 

Europas grösste Modulfabrik

Per Knopf­druck wurde am 26. Mai 2021 Europas grösste Solar­modul­fertigung in Freiberg, Sachsen in Betrieb ge­nommen. Mit dabei neben CEO Gunter Erfurt auch Sachsens Minister­präsident Michael Kretschmer und Umwelt­minister Wolfram Günther.

Hier kommen die Zellen her

Aussen­ansicht der neuen Meyer Burger Zell­fertigung in Thalheim, Sachsen-Anhalt.

Hier werden die Module hergestellt

Blick auf den Eingangs­bereich der neuen Solar­modulfertigung in Freiberg, Sachsen.